Interview mit Regina Ch. von Rolbicki (November 2020)
Nicole: Regina, ich weiß, dass du aktuell viel zu tun hast und danke dir sehr für deine Zeit. Ich weiß aber auch, dass es dir schon immer ein Anliegen war, dein Wissen und deine Erfahrungen an Menschen weiterzugeben. Genau damit hast du dein Unternehmen so erfolgreich gemacht. Ich möchte mir dir über dein Geschäftsjahr 2020 sprechen – über den tiefen, Corona-bedingten Fall der Umsätze, deine Energie und Ideen sowie über die Zukunft deines Unternehmens.
Regina: Gerne, wenn ich jemandem mit meiner Geschichte helfen und Mut machen kann, bin ich immer dabei. Was möchtest du wissen?
Nicole: Wir kannten uns ja schon vor unserer Zusammenarbeit. Du warst immer eine vielbeschäftigte, ständig reisende, hochengagierte Frau, die seit vielen Jahren mit beiden Beinen fest und erfolgreich im Business-Leben stand. Plötzlich kam dieses Virus und dein Geschäft fiel von 100 auf 0. Wie bist du mit dieser Situation umgegangen?
Regina: Das war natürlich erstmal ein Schock. In der letzten Februarwoche ging es los, täglich wurden Aufträge storniert und Mitte März waren die Auftragsbücher bis Ende Mai leer. Das hat mich vor diverse Herausforderungen gestellt – finanziell, teamtechnisch, aber auch persönlich. Ich hatte plötzlich unglaublich viel Zeit. Anfangs haben wir noch gehofft, dass es schnell vorbei ist, dass es sich schnell reguliert, aber aus wenigen Wochen wurden Monate. Ich hatte plötzlich unglaublich viel Zeit.
Nicole: Ich kann mir gut vorstellen, wie schlimm das für dich war. Unter unseren Kunden litten etliche unter den Folgen der Corona-Pandemie, teilweise bis heute. Einige Branchen wie die Hotellerie, Reiseveranstalter etc. können ihr Geschäftsmodell nicht digitalisieren, sondern müssen abwarten. Du hingegen hast für dein Unternehmen direkt Möglichkeiten und Lösungsansätze gesehen. Wie sahen die aus?
Regina: Manchmal soll es so sein – denn die Ideen lagen quasi schon in meiner geistigen Schublade. Es hat sich schon in den letzten Jahren ein Wandel hin zur Digitalisierung in der Qualifizierungsbranche abgezeichnet. Eine gute Auftragslage ist Segen und Fluch zugleich. Ich hatte nur sehr wenig Zeit, mich mit der Digitalisierung intensiv zu beschäftigen, um das Unternehmen für diesen unvorstellbaren Sonderfall, aber auch für eine digitalisierte Zukunft zu rüsten. Dafür hatte ich jetzt plötzlich Zeit – und das war gut.
Nicole: Du hast also aus der Not direkt eine Tugend gemacht?
Regina: Ja, fast direkt – nach dem Schock habe ich natürlich erst einmal mit dem Umstand gehadert, aber dann begann ich Möglichkeiten, die aus meiner Sicht schnell realisierbar schienen, zu prüfen und umzusetzen. So auch die Websites. Ich bin froh, dass ihr mich da so schnell und kompetent unterstützen konntet. Parallel habe ich das ursprüngliche Angebot, vor Ort Menschen aus dem Handel zu beraten und zu trainieren digitalisiert sowie den Kunden zugänglich gemacht. In dieser Zeit das zentrale, rettende Angebot meines Unternehmens: E-Learning und Online-Live-Seminare zu unterschiedlichsten Themen. Meine Kunden aus dem Handel haben so weiterhin die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter zu schulen und trainieren zu lassen.
Nicole: Unsere Agentur hat dich dabei begleitet und u.a. die neue Website der orange sales beratungs- und trainings GmbH erstellt. Daher kenne ich dein Angebot gut und freue mich sehr, dass es rege angenommen wird. Hast du damit gerechnet?
Regina: Eigentlich schon. Ich bin ein großer Freund davon, an sich und seine Ideen zu glauben. Das setzt Energie frei und man wirkt auf andere authentisch sowie glaubhaft. Es ist sicher eine große Umstellung, das Wissen online zu vermitteln und die Teilnehmenden interaktiv einzubinden. Dazu kommen technische Herausforderungen und ich musste sehr viel Neues lernen. Aber egal wie anstregend und nervenaufreibend das war, ist und wahrscheinlich auch erstmal sein wird: Es ist die Zukunft, nur so kann ich mit meinem Unternehmen am Markt bestehen. Natürlich hoffe ich auf eine Form der Normalisierung und dass ich mit meinen Kunden perspektivisch auch wieder persönlich zusammenarbeiten kann. Aber Online-Seminare, E-Learning und Videokonferenzen werden in meinem Angebot bleiben. Es hat sich hinsichtlich der Akzeptanz und der Nachfrage schon viel getan. Digitalisierung ist ein wichtiger Teil unserer aller Zukunft.
Nicole: Digitalisierung macht vielen Angst und persönliche Kontakte sind in Bildung und Training nach wie vor sehr gewünscht. Wie siehst du das?
Regina: Ich kann die Angst sehr gut verstehen. Insbesondere dann, wenn man gar nicht weiß, wie es funktioniert und die Technik eventuell auch noch Neuland ist. Hier bin ich heute schon sehr intensiv mit meinen Kunden im Kontakt, um die Vorteile aufzuzeigen und Fragen zu klären, damit erst gar keine Bedenken und Ängste aufkommen. Der digitale Weg hat nicht nur in Corona-Zeiten weitreichende Vorteile, die überzeugen. Unsere Online-Live-Seminare sind ortsunabhängig. Die Unternehmen haben reduzierte Ausfallzeiten und deutlich weniger Kosten, bei gleicher Intensität und Qualität. Denn was viele noch nicht wissen: Die Digitalisierung bietet heute schon die Möglichkeit, sehr interaktiv mit den Teilnehmenden zu arbeiten und sie in Gruppenräume zu schicken, wo sie sich, wie in einem Seminarraum austauschen und Fragestellungen bearbeiten können. Eine weitere Unterstützung bietet das orts- und zeitunabhängige Lernen beim E-Learning. Die hohe Selbstbestimmung in der Auswahl der Lerninhalte und der Lernfortschritt sind unschlagbar. Das sind alles sehr viele Chancen, aber man muss wirklich wollen und es dann machen.
Nicole: Damit hast du einen sehr wichtigen Punkt angesprochen: Wollen und machen. Hierbei gibt es nämlich einen großen Unterschied, oder?
Regina: Ja, klar. Wollen kann man viel. Die Frage ist dabei nicht nur, wie realistisch und erfolgsversprechend ist mein Wollen, sondern auch, habe ich die Mittel und den Mut, es in die Tat umzusetzen.
Nicole: Digitalisierung ist ein wichtiges Invest in die Zukunft. Egal, ob man es sich selbst leisten kann oder nicht, gibt es beispielsweise mit dem Förderprogramm des BMWi „go-digital“ eine tolle Möglichkeit, sich 50% – das können bis zu 16.500 Euro sein – finanzieren zu lassen. Was rätst du Unternehmern, die sich gerade überlegen, ob und was möglich ist?
Regina: Zunächst ist es wichtig, selbst ganz ehrlich über die Möglichkeiten nachzudenken, zu planen, zu rechnen und alle Eventualitäten abzuwägen. Wenn man dann eine Idee oder sogar schon einen Plan hat, ist es sinnvoll, sich einen spezialisierten Sparringspartner wie Vervum zu suchen, der sich mit Digitalisierung auskennt. Dieser hat das Know-How, denkt mit einem zusammen, gibt Impulse und weitere Ideen, sagt aber auch mal Stopp, wenn man über das Ziel hinausschießt. Wenn alles stimmig ist, sollte man so schnell wie möglich loslegen. Die Konkurrenz schläft nämlich auch in Sachen Digitalisierung nicht.
Nicole: Das stimmt. Wir als Digital-Agentur merken natürlich auch, dass gerade viele Unternehmen nochmal Gas geben, um für die Zukunft auch digital gerüstet zu sein. Welche Pläne hast du für die fortschreitende Digitalisierung deines Unternehmens noch?
Regina: Ich werde mein digitales Angebot immer weiter ausbauen. Besonders das E-Learning liegt mir am Herzen. Für mittelständische und sehr kleine Unternehmen ist es aus Kostengründen oftmals nicht möglich, eine eigene Lernplattform zu installieren. Hier habe ich die „Lernlounge“ entwickelt. Sie bietet den Unternehmen die Möglichkeit, die Mitarbeitenden kostengünstig zu schulen. Darüber hinaus berate ich meine Kunden, wie sie im Rahmen der Digitalisierung ihren Mitarbeitenden die Ängste und Bedenken nehmen und sie motivieren können, diesen Weg mitzugehen.
Nicole: Das hört sich gut an. Ich wünsche dir auch weiterhin ganz viel Erfolg dabei und dass du dein Engagement und deinen Optimismus immer behältst.
Regina: Danke dir. Das kann ich nur zurückgeben. Ich hoffe, dass wir alle gut durch diese Zeit kommen – gesund und sicher.
Nicole: Ich danke dir sehr für unser Gespräch. Solche Berichte sind so wichtig und zeigen, dass ganz oft doch noch was geht. Alles Gute für dich, deine Lieben und dein Unternehmen!